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Württembergischer Tennis-Bund e.V.
 

Delegiertenversammlung: Großprojekte müssen auf Eis gelegt werden

WTB holt trotz ehrgeiziger Zukunftspläne die Vergangenheit ein. Die zur Entlastung des Ehrenamtes gedachte Organisationsstrukturreform wurde zu 100 Prozent abgesegnet.

Rechtsanwalt Dr. Georg Kauffeld (links) informiert über den Fortschritt im WTB-Finanzskandal.
Die DTB-Geschäftsführer Simon Papendorf (li.) und Peter Mayer präsentieren ihr Projekt „tennis.de PLUS“.

Es sind schwierige Zeiten, durch die der Württembergische Tennis-Bund derzeit geht. Denn auch wenn der Spielbetrieb als solcher sich in gewohnter Routine vollzieht: immer noch hat der Verband mit den Folgen und der Aufarbeitung des 2021 aufgedeckten Veruntreuungsskandals zu kämpfen. Bei der Delegiertenversammlung im Mai sind die Delegierten der Bezirke, Referenten und Ehrenmitglieder, Mitarbeiter der Geschäftsstelle sowie Gäste umfassend über das abgelaufene Jahr 2022, den Stand der Vergangenheitsbewältigung und die dennoch ehrgeizigen Zukunftspläne des WTB informiert worden.

Positive Mitgliederentwicklung

In seinem Geschäftsbericht blickte Präsident Stefan Hofherr auf ein wiederum arbeitsreiches, herausforderndes und nicht einfaches Jahr zurück, das durch eine anhaltend kräftezehrende Aufarbeitung des Veruntreuungsskandals geprägt war. Immerhin war nach der schwierigen Coronazeit ein nahezu uneingeschränkter Tennis-, Verbandsspiel- und Turnierbetrieb wieder möglich gewesen. Grund zu einem „gedämpften Optimismus“ gibt dem WTB die Gesamtmitgliederentwicklung in den knapp 1.000 württembergischen Tennisvereinen. Deren Mitgliederzahlen stiegen um 3,2 Prozent auf 169.211 an, erfreulicherweise überproportional bei den Jugendlichen. Es gelte also, zukünftig strukturell die Weichen zu stellen, neue Mitglieder für den Tennissport zu begeistern und diese dauerhaft zu halten. Weiter berichtete Hofherr über das 2022 neu aufgestellte Ressort Sportentwicklung unter Leitung von Vize-Präsident Dr. Christoph Winkler, welches personell bereits verstärkt worden ist.

Nachhaltigkeit wird mehr und mehr zu einem „Must have“

Auch das immer mehr in die Öffentlichkeit tretende Thema Nachhaltigkeit wird beim WTB durch den Beitritt als einer der ersten Sportverbände in das Nachhaltigkeitsprogramm „N!-Charta Sport“ des baden-württembergischen Umweltministeriums und des Landessportverbandes betont. Angesichts der Debatte um Klimawandel, Wasserknappheit, CO2-Fußabdruck und Ressourcen-Schonung ginge es längst nicht mehr um ein „Nice to have“, sondern vielmehr um ein „Must have“. Einen besonderen Dank zollte Präsident Stefan Hofherr dem ehrenamtlichen Engagement der sich diesem Konvoi angeschlossenen sechs Tennisvereine, die zusammen mit dem WTB auf dem Stuttgarter Weißenhof bei den BOSS Open vom Umweltministerium eine N!-Charta-Urkunde überreicht bekommen werden.

Strukturreform wird verabschiedet

Sehr am Herzen, so der Präsident, liege ihm die größte Strukturreform des WTB der letzten Jahre. Ziel sei es, das Ehrenamt zu entlasten, den Verband effizient für die Zukunft aufzustellen und das WTB-Dienstleistungsangebot wahrnehmbar für alle Mitglieder im Verband zu erweitern. Hierzu galt es, im Verlauf der Versammlung eine umfassende Satzungsänderung zu beschließen. Eine Arbeitsgruppe, bestehend aus Vertretern aus Präsidium, Bezirken, Vereinen und Hauptamt, hatte sich ein Dreivierteljahr intensiv mit dieser Thematik befasst. Der WTB verspricht sich mit der neuen Satzung mehr Flexibilität – weg von der alten „starren“ Struktur, hin zu einer agileren Zusammenarbeit – und hofft, damit gut für die Zukunft aufgestellt zu sein. Dies quittierten die Delegierten mit einer 100-prozentigen Zustimmung. Die vorgeschlagenen Änderungen der Wettspielordnung in Tagesordnungspunkt 8 trug Tobias Beuttler, Bereichsleiter für das Ressort III im Hauptamt, vor. Mit nur einer Gegenstimme und ohne Enthaltungen wurden sie angenommen und werden zum 1. Oktober 2023 gültig.

Land erteilt Förderzusage für Bau neuer Plätze

Stefan Hofherrs provokante Frage, was ein Tennisverein ohne Tennisplätze wert sei, führte die Zuhörer zu einem weiteren drängenden Projekt des WTB, am Standort Stammheim schnellstmöglich adäquate Trainingsmöglichkeiten im Freien zu schaffen, um der satzungsgemäßen Aufgabe der Jugendförderung der Tennistalente in Baden-Württemberg gerecht zu werden. Bei einer förderfähigen Gesamtsumme von 750.000 Euro konnte die Geschäftsführung immerhin eine Förderzusage des Landes Baden-Württemberg über 300.000 Euro erringen. Der Auftrag zum Bau der dringend benötigten sechs neuen Sand- und zweier Hartplätze wäre damit vergabereif. Weiter führte Hofherr aus, dass der Betrieb eines Tennis-Internats in enger Verzahnung mit dem staatlichen Otto-Hahn-Gymnasium Ludwigsburg unmittelbar vor der Realisierung stünde. Hier seien die Vorkehrungen weitestgehend getroffen, der Testbetrieb vorbereitet, die Betriebserlaubnis erwirkt und das Personal gefunden. Dies wäre ein weiterer wichtiger Meilenstein in der Entwicklung des WTB und integraler Bestandteil seines Leistungssportkonzepts, zukünftig mehr Perspektivspieler am WTB-Campus Stuttgart auszubilden. Die Resonanz hierfür sei vielversprechend. Gleichzeitig bedauerte der Präsident, die großen Hoffnungen hinsichtlich beider Projekte dämpfen zu müssen. Denn angesichts der jüngsten vorläufigen Steuerfestlegungen aus der Betriebsprüfung der Finanzbehörde und sich daraus ergebender drohender Steuernachzahlungen müssen vorläufig alle Großprojekte vorerst „auf Eis“ gelegt werden. Mit seinem Dank an die Vorstandskollegen, Referenten, Ehrenamtlichen, Trainer:innen und Geschäftsstellenmitarbeitenden dankte Hofherr für deren Engagement und zeichnete dennoch einen vorsichtig optimistischen Blick in die Zukunft des Tennissports in Württemberg.

Haushalt 2023 geht von Überschuss aus

Martin Renz, Vizepräsident und Leiter des Ressorts II (Haushalt und Finanzen), erstattete im Anschluss Bericht über die Entwicklung der Einnahmen und Ausgaben sowie die Kassenbestände des Verbandes in den letzten drei Jahren und gab detaillierten Einblick in die Finanzen sowie die Ertragsseite der einzelnen Bereiche. Er berichtete von einer sehr zufriedenstellenden Vermögens-, Finanz- und Ertragslage des Verbandes und stellte einen vorläufigen Jahresabschluss mit einem um Sondereffekte und Abschreibungen bereinigten Überschuss von 709.000 Euro vor. Dem Verband attestierte er eine ordnungsgemäße Geschäftsführung und solide Position aus dem operativen Geschäftsbetrieb. Fragen aus der Versammlung konnten zur Zufriedenheit aller beantwortet werden. Im Anschluss wurde Renz einstimmig entlastet und stellte auch den Haushaltsplan 2023 vor, der einen Überschuss von rund 200.000 Euro in Aussicht stellt. Auch hierfür gab es die einmütige Zustimmung der Delegierten ohne Gegenstimme bei einer Enthaltung.

Ein Gespenst steht im Raum

Auf den neuesten Stand in Sachen Skandalaufbereitung brachte dann Rechtsanwalt Dr. Hans-Georg Kauffeld, der ausführlich zum aktuellen Sachstand im Prozess gegen den ehemaligen Mitarbeiter sowie über die bevorstehenden Verpflichtungen und weiteren rechtlichen Schritte für den WTB informierte. Allerdings werden dem Verband in der Vergangenheit schwerwiegende Aufsichtspflichtverletzungen angelastet, so dass dem WTB für dieses „Organisationsverschulden“ von den Finanzbehörden eine rückwirkende Aberkennung der Gemeinnützigkeit drohe und Rückzahlungsverpflichtungen über mehrere Millionen Euro als Gespenst im Raume stehen. Bislang sei man auf wenig Verständnis für anderslautende Ansichten zum Rechtsfall gestoßen; hier müsse man aber die weiteren, sicher schweren Verhandlungen abwarten. Vieles sei aber Auslegungssache. Dr. Kauffeld bestätigte, dass der WTB den laufenden Geschäftsbetrieb sicherlich aufrechterhalten könne. Allerdings seien mit großen Investitionen verbundene Sonderprojekte aktuell nicht realisierbar. Für die schwierige Situation, in der sich der WTB befinde, so Hofherr, müsse notfalls auf höherer politischer Ebene eine Lösung gefunden werden.

DTB informiert über neue digitale Serviceplattform

Zum Abschluss der langen und spannenden Versammlung im Emerholz überließ Hofherr das Podium den beiden Geschäftsführern des Deutschen Tennis Bundes, Peter Mayer und Simon Papendorf. Sie informierten umfassend über das DTB-Projekt „tennis.de“ und „tennis.de PLUS“. tennis.de soll zu einer zentralen digitalen Anlaufstelle für alle Interessensgruppen in Tennisdeutschland werden und die vielen bisher bestehenden Tennisserviceplattformen zum Beispiel des DTB und der Verbände in einem großen Ganzen zusammenfügen. Das Modul PLUS ersetzt künftig mybigpoint, ist aber mit 20 Euro kostenpflichtig. Dafür entfallen DTB-Teilnehmerturnierentgelte und die mybigpoint-Premiumgebühr. Im Gegenzug gibt’s Warengutscheine in Höhe von 30 Euro. Dieses für 2024 zur Einführung geplante Modell soll auf einer außerordentlichen Mitgliederversammlung im Juli verabschiedet werden. Die WTB-Delegierten äußerten dazu durchaus kritische Stimmen zu tennis.de PLUS, insbesondere in Bezug auf die für Kinder und Jugendliche ab 11 Jahren geltende Gebühr.
Zwei interessante Beiträge über tennis.de und tennis.de PLUS können hier nachgelesen werden:
tennis.de
tennis.de PLUS

 

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