Siegerin aus dem fernen Osten
Die Japanerin Risa Ozaki schreibt durch ihren Finalerfolg über Romina Oprandi (SUI) bei den Internationalen Württembergischen Meisterschaften um den Stuttgarter Stadtpokal Turniergeschichte.
Schon vor dem ersten Aufschlag im Finale war klar, dass es bei den 31. Internationalen Württembergischen Tennismeisterschaften in Stuttgart-Vaihingen eine Premiere geben würde. Noch nie zuvor in drei Jahrzehnten hatten sich eine Schweizerin oder eine Japanerin als Siegerin der Einzelkonkurrenz bei der Veranstaltung um den Stuttgarter Stadtpokal auf der Anlage des TC Blau-Weiß Vaihingen-Rohr verewigt. Als einzige Eidgenossin hatte bislang 2013 Viktorija Golubic das Endspiel des mit 25 000 US-Dollar dotierten Weltranglistenturniers erreicht, war aber damals hauchdünn im Tiebreak des dritten Satzes an der Metzingerin Laura Siegemund gescheitert. Eine japanische Siegerin hatte es bis dato ebenfalls nicht gegeben, der einzige Triumph einer Asiatin in 30 Jahren Turniergeschichte war der Chinesin Fang Li im Jahr 1999 gelungen.
Während der Tennisverband der Schweiz weiter auf einen Finalsieg an der Heßbrühlstraße warten muss, hat der japanische seit dem ersten Juli-Wochenende seine internationale württembergische Meisterin: Nach einer beinahe zweistündigen Nerven- und Hitzeschlacht im Glutofen Centre-Court, gewann die Nummer drei der Setzliste, Risa Ozaki aus Kobe das Endspiel der 31. Turnierauflage gegen die einen Rang dahinter ins Rennen gegangene Romina Oprandi aus Herrenschwanden im Berner Mittelland mit 6:4, 7:5. Neben ihrem zweiten Sieg auf der ITF-Tour, den Ersten hatte die 21-jährige Japanerin erst drei Wochen vorher in Incheon (Südkorea) gefeiert, nahm sie noch knapp 4.000 Euro Preisgeld und einige wertvolle Punkte für die Weltrangliste und einen schönen Sprung von Platz 144 weiter nach vorn mit auf die weite Heimreise. Freuen durfte sich über eine gelungene Turnierwoche aber auch die unterlegene Romina Oprandi. Die Schweizerin, die auch einen italienischen Pass hat, stand vor gut zwei Jahren noch auf Position 32 der Weltrangliste. Insgesamt fünf Schulteroperationen im Verlauf der Karriere haben den Sprung ganz nach vorne verhindert. Beim Versuch, zumindest zurück in die Top 100 der WTA-Tour zu gelangen, war aber der Auftritt in Vaihingen ein weiterer positiver Mosaikstein.
Eine rein osteuropäische Angelegenheit war derweil das Finale im Doppel, das erstmals in der Turniergeschichte schon am Samstag ausgetragen wurde. Die Russin Maria Marfutina sicherte sich an der Seite der Weißrussin Iryna Shymanovic nach einem spannenden Dreisatzmatch im Match-Tie-Break mit 6:4, 4:6, 10:8 den Sieg gegen das rein tschechische Doppel Lenka Kuncikova und Karolina Stuchla.
Zum ersten Mal seit 2010 hatten damit beim Turnier um den Stuttgarter Stadtpokal weder im Einzel, noch im Doppel, eine deutsche Spielerin das Endspiel erreicht. Am weitesten gekommen war von den acht DTB-Spielerinnen, die durch Ranglistenposition, Qualifikation oder per Wildcard den Sprung ins Hauptfeld geschafft hatten, die Wahl-Stuttgarterin Antonia Lottner. Die 18 Jahre alte Rheinländerin, die seit zwei Jahren in der Meisterschaft für den TEC Waldau aufschlägt, wurde erst im Halbfinale durch eine Dreisatz-Niederlage von der späteren Turniersiegerin Risa Ozaki gestoppt (2:6, 6:2, 5:7): Für alle anderen württembergischen Nachwuchskräfte neben Lottner war das „Heimturnier“ schon lange vor dem Finalwochenende beendet. Sie konnten sich am Endspielsonntag stattdessen schon wieder auf die Punktspiele in ihren Vereinen konzentrieren. Sechs Talente aus dem WTB waren zur Qualifikation im Einzel angetreten, darunter Emily Seibold, die deutsche Jugendmeisterin von 2014, und Carmen Schultheiß, die für den Gastgeberclub in der Württembergliga spielen. Keinem Talent aus dem Sextett gelang der Einzug in die zweite Runde der Qualifikation. Für Anna Zaja und Laura Schaeder, die ein paar Wochen vorher mit dem TEC Waldau Stuttgart den Wiederaufstieg in die erste Bundesliga geschafft hatten und für die junge Lauffenerin Anna Gabric kam dann das Aus nach dem ersten Match im Hauptfeld.
Ein positives Fazit der 31. Internationalen Württembergischen Meisterschaften der Damen durfte auch der Turnierdirektor Wolfgang Bruder ziehen. Den kurzfristigen Ausstieg des Hauptsponsors konnten die Veranstalter durch neue Sponsoren ausgleichen und auch in sportlicher Hinsicht war der Vorsitzende des gastgebenden TC Blau-Weiß Vaihingen-Rohr trotz der durch die große Hitze zum Teil sehr schwierigen Bedingungen zufrieden: „Vom spielerischen Niveau war es noch einmal eine Steigerung im Vergleich zu den vergangenen Jahren“, resümierte Bruder. Harald Landwehr