WTB-Präsidium schaut nach vorne
Präsident Stefan Hofherr wird bei der Delegiertenversammlung in Stuttgart-Stammheim für weitere drei Jahre gewählt – das WTB-Präsidium komplettieren Martin Renz, Klaus Berner, Dr. Fabian Brugger, Dr. Christoph Winkler und Gernot Maier
Rund sieben Monate nach der außerordentlichen Delegiertenversammlung kamen die Delegierten aus den sechs WTB-Bezirken Ende Mai zur ordentlichen DV 2022 zusammen. Natürlich stand einmal mehr die Veruntreuung durch den ehemaligen WTB-Geschäftsführer, die im Frühjahr 2021 aufgedeckt wurde, im Mittelpunkt. WTB-Präsident Stefan Hofherr sprach daher im Geschäftsbericht des Präsidiums von einem „schwierigen Jahr“, das hinter dem WTB liege. Die Aufarbeitung des Skandals habe die Kräfte des – zeitweise auf zwei Mann ausgedünnten – Präsidiums voll gefordert. Mittlerweile sind die internen Ermittlungen durch die beauftragte Anwaltskanzlei Haver & Mailänder abgeschlossen, der Fall wurde an die Staatsanwaltschaft übergeben. „Wir haben versprochen, dass wir die Vorkommnisse transparent aufdecken“, betonte Stefan Hofherr. Gleichzeitig lief und läuft auch der Prozess der Modernisierung der Strukturen im WTB. „Wir schauen nun nach vorne und haben aus den Fehlern gelernt. Aber natürlich werden uns diese Aufgaben auch in der Zukunft noch sehr fordern“, so Hofherr.
Es gab aber auch positive Dinge im Jahr 2021 –in sportlicher Hinsicht: Die Verbandsrunde konnte, wenn auch etwas verspätet, trotz Corona stattfinden. „Darüber waren wir alle sehr froh!“, sagte Hofherr, dessen Dank auch den Sponsoren galt, die dem WTB in diesen schwierigen Zeiten die Treue gehalten haben sowie den WTB-Partnern, die neu hinzugekommen sind. Ebenso bedankte sich der Präsident bei den Mitgliedern des Präsidiums, dessen vakante Posten seit Ende des Jahres kommissarisch besetzt worden waren, den Ehrenamtlichen, den Vereinen für ihr Vertrauen und ihre Geduld und den Hauptamtlichen auf der Geschäftsstelle und im Trainerbereich.
Der Jahresbericht von Martin Renz, Vizepräsident und Leiter des Ressort II Haushalt und Finanzen zeigte anschließend, dass der Verband - trotz der zusätzlichen Belastungen durch den Veruntreuungsskandal in Form von Rechts- und Beratungskosten – gut aufgestellt ist und im Jahr 2021 einen Überschuss erwirtschaften konnte. „Mein Bereich steht aktuell mehr im Fokus als mir lieb ist“, bekannte Martin Renz mit einem Augenzwinkern, „mir wäre es auch lieber, wir würden mehr über Sport reden.“
Da die unplanmäßigen Beratungskosten in Zukunft wegfallen werden, bliebe aber künftig ein „guter Puffer“ übrig. Damit seien auch die aller Voraussicht nach anstehenden Nachzahlungen aufgrund des voraussichtlichen Verlusts der Gemeinnützigkeit nicht existenziell, wenngleich sie „natürlich weh tun“.
Was dem Verband in dieser Hinsicht drohen könnte, erläuterte Jörg Schuster von der vom WTB beauftragten Wirtschaftsprüfungsgesellschaft Bansbach. Bei einer Betriebsprüfung durch das Finanzamt wird seit mehr als einem halben Jahr jeder Beleg seit 2010 ausführlich geprüft. „Klar ist“, sagte Schuster, „es wurden über Jahre hinweg gegen gesetzliche Vorschriften verstoßen, Mittel wurden zweckentfremdet.“ Es sei zu befürchten, dass dem Verband die Gemeinnützigkeit rückwirkend aberkannt werden wird – mit, so Schuster, „umsatzsteuerlich erheblichen Konsequenzen.“ Sehr wahrscheinlich komme zu dem Schaden, den die Veruntreuungen angerichtet haben, noch eine erhebliche Nachzahlung auf den WTB zu. Bis zur Entscheidung könnten aber noch zwei bis zweieinhalb Jahre ins Land ziehen.
Anschließend gab Dr. Hans-Georg Kauffeld von der vom WTB beauftragten Kanzlei Haver & Mailänder noch einen Überblick über den durch die Veruntreuungen entstandenen Schaden und die Schadensregressforderungen gegenüber Versicherungen und Verursachern.
Präsidium neu gewählt
Fest steht nun auch, wie das Präsidium aussieht, mit dem der WTB in den kommenden drei Jahren die anstehenden Herausforderungen meistern will.
Bei der Wahl sprachen die 47 Delegierten aus den sechs WTB-Bezirken Stefan Hofherr ihr Vertrauen aus. Mit 38 Stimmen bei vier Enthaltungen und vier Gegenstimmen (eine Stimme war ungültig) wurde der 35-Jährige als Präsident in seinem Amt bestätigt. „Wir haben einiges zu tun“, sagte er nach der Wahl, „lassen Sie es uns gemeinsam anpacken!“
Vizepräsident und Leiter des Ressort II Haushalt und Finanzen ist Martin Renz, der das Amt bislang kommissarisch bekleidet hatte. Er bekam von den Delegierten 46 Stimmen bei einer Enthaltung. Neu im Präsidium ist Klaus Berner, der das Ressort III Mannschaftswettbewerbe und Turniere übernimmt. Der Bezirksvorsitzende des Bezirk B erhielt die Stimmen von 35 Delegierten (vier Enthaltungen). Der bisherige kommissarische Leiter des Ressort III, Dr. Fabian Brugger, wechselt ins Ressort IV Leistungssport und Jugendförderung. Er erhielt 37 Stimmen (vier Enthaltungen). Vizepräsident und Leiter des Ressort V Sportentwicklung ist Dr. Christoph Winkler, der das Amt bislang ebenfalls kommissarisch innehatte. Für ihn stimmten 42 Delegierte (zwei Enthaltungen). Zu seinem Stellvertreter wurde ohne Gegenstimme Christian Efler gewählt, der außerdem im Amt des Referenten für Schule und Bildung ebenfalls einstimmig bestätigt wurde. Vizepräsident und Leiter des Ressorts VI Bezirke bleibt Gernot Maier, er wurde bereits vom Verbandsrat bestätigt.
Ausgeschieden aus dem Präsidium sind Stefan Böning, der sechs Jahre lang Jugendwart (seit 2021 Vizepräsident und Leiter des Ressorts IV Leistungssport und Nachwuchsförderung) und zuvor drei Jahre stellvertretender Jugendwart war, sowie Dagmar Jestand. Sie war sechs Jahre lang Bönings Stellvertreterin.
Die Referenten sind: Ralf Geckeler (Regelkunde und Schiedsrichterwesen), Thomas Volkmann (Medien und Öffentlichkeitsarbeit), Wilhelm Rieger (Seniorensport) und Uwe Soukup (Vereinsservice). Vakant sind die Positionen der Referenten für Lehrwesen sowie Integration und Inklusion.
Ehrung für Arnulf Eckert
Das Amt des Vorsitzenden der Rechtskommission übernahm der bisherige Beisitzer Ralph Wurster, den die Delegierten einstimmig wählten. Seine Beisitzer sind Sven Gürtler, Stefanie Conrad, Manuel Trautwein und Daniel Junk. Ralph Wurster tritt in große Fußstapfen. Sein Vorgänger Arnulf Eckert war jahrzehntelang mit viel Leidenschaft im WTB engagiert. Der 76-Jährige vom TC Ameisenberg legte sein Amt aus persönlichen Gründen nieder. Seit 2001 war der Jurist und ehemalige Vorsitzende Richter am Finanzgericht Baden-Württemberg in der Rechtskommission aktiv, seit 2007 war er deren Vorsitzender. Er wurde für seine Verdienste von Stefan Hofherr zum Ehrenmitglied des WTB ernannt.
Anschließend wurde der Haushaltsplan, den Martin Renz für das Jahr 2022 präsentierte einstimmig genehmigt. Ebenso stimmten die Delegierten der Änderung der Wettspielordnung sowie der Ehrenordnung zu. Der Antrag des TC Aldingen, der sich für ein Remis bei einem Gleichstand der Matches in Verbandsspielen der 4er-Mannschaften eingesetzt hatte, wurde von den Delegierten abgelehnt.
Julia Klassen